Vor mehr als 60 Jahren wurde der Grundstein für die heutige Europäische Union gelegt: Die sechs Gründungsmitglieder – Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande – unterzeichneten die Verträge zur Gründung unserer Europäischen Gemeinschaft in Rom. Sie hatten den Traum einer gemeinsamen und friedlichen Zukunft Europas vor Augen. Statt Konflikte auf dem Schlachtfeld zu lösen, war man sich einig, lieber gemeinsam am Verhandlungstisch zu sitzen und den Kontinent friedlich zu einen. Wirtschaftliche Interessen, aber auch der soziale Zusammenhalt spielten schon damals eine wesentliche Rolle für die europäische Einigung. So wurde der Europäische Sozialfonds (ESF) als Instrument zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung in den Gründungsverträgen angelegt und war somit von Beginn an ein fester Bestandteil der Europäischen Gemeinschaft. In diesem Jahr feiert der Europäische Sozialfonds nun sein 60-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung 1957 verbessert der ESF die Beschäftigungschancen der Menschen in Deutschland und in Europa. Er unterstützt die Bürgerinnen und Bürger durch Ausbildung und Qualifizierung und trägt zum Abbau von Benachteiligungen auf dem europäischen Arbeitsmarkt bei. Damit leistet der ESF in meinen Augen seit jeher einen entscheidenden Beitrag für den sozialen Zusammenhalt in Europa. Und durch ihn wird einmal mehr deutlich, dass die europäische Integration schon immer auch eine soziale Komponente hat. Die europäische Idee beruht eben nicht nur auf wirtschaftlichen Verflechtungen und dem EU-Binnenmarkt. Es geht auch darum, in die Menschen Europas zu investieren. Es geht darum, ihnen eine berufliche Zukunft zu bieten. Es geht darum, sie in Arbeit zu bringen, ihnen so ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihre Selbstständigkeit zu fördern. Auch unsere Region Aachen profitiert von den ESF-Mitteln. Seit März 2015 wird beispielsweise das SWITCH-Programm gefördert, das Studienabbrecher im Bewerbungsverfahren um einen Ausbildungsplatz für eine duale Berufsausbildung in der Region Aachen unterstützt.
Im Laufe der Jahre wurden die Prioritäten sowie die inhaltliche Ausrichtung des ESF stetig verändert und an die neuen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen in Europa angepasst. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen sind heute wichtige Schwerpunkte des ESF. Nach wie vor zählt die unterschiedlich hohe Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Mitgliedstaaten leider zu den größten Herausforderungen der EU. Auch wenn aktuelle Zahlen einen leichten Rückgang in der gesamten EU aufweisen, handelt es sich in meinen Augen um eines der drängenden Themen in Europa. Denn Europas Zukunft liegt in den Händen der jungen Generation. Ich halte es daher für unsere Aufgabe und unsere Pflicht, dass wir uns den jungen Menschen in unserer Europäischen Gemeinschaft annehmen und ihnen eine berufliche Zukunft in einem sozialen Europa bieten. Das wichtigste Instrument hierfür ist der ESF, über den in der aktuellen Förderperiode (2014-2020) mehr als 80 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Die EU-Gelder werden in Menschen in ganz Europa investiert und damit auch in vielfältiger Weise für die junge Generation und der Bekämpfung ihrer Arbeitslosigkeit eingesetzt. So ist der ESF in meinen Augen heute wichtiger und aktueller denn je, wenn es um die Zukunft unserer Europäischen Gemeinschaft geht.