So sehen Sieger aus – zwei Busse voller Kreativität in Brüssel
Wenn an einem Dezembermorgen zwei Busse vor dem Parlament halten und eine Mischung aus Aufregung, Lachen und neugierigen Blicken die Treppen hochströmt, dann weiß man sofort: Das wird ein besonderer Tag. Für mich war es ein Gewinner-Mittwoch im besten Sinne. Die 58 Siegerinnen und Sieger unseres Ideenwettbewerbs „Deine Stimme für Europa“ waren meiner Einladung gefolgt und nach Brüssel gekommen.
Am Vormittag öffneten Gespräche mit unserem Mehrsprachigkeitsteam und der digitalen Kommunikation ganz konkret Türen in Bereiche, die Schülerinnen und Schüler sonst nie zu sehen bekommen. Überall zeigte sich dieselbe Mischung aus Neugier und Staunen – und dieses leise Aha, wenn deutlich wird, wie viele Menschen hier täglich daran arbeiten, Europa verständlich zu machen.
Der Austausch mit der Gruppe nach dem gemeinsamen Mittagessen war für mich ein echtes Highlight. Sie wollten wissen, wie Entscheidungen entstehen, wie Debatten verlaufen, wie man Gehör findet. Klimaziele, Künstliche Intelligenz, die geopolitische Lage, Bildung – keine vorformulierten Stichworte, sondern eine lebendige Diskussion, getragen von Fragen, die aus echter Beschäftigung entstanden und den Jugendlichen spürbar am Herzen lagen. Ich habe an diesem Nachmittag nicht über Europa gesprochen – sondern mit ihnen über Europa.
Der feierlichste Moment folgte am Nachmittag mit der Urkundenverleihung im Salon Présidentiel – einem Raum, in dem sonst Staatsgäste empfangen werden. An diesem Tag stand er ganz im Zeichen junger Ideen.
Den ersten Preis erhielt die Hörspiel-AG des Cornelius-Burgh-Gymnasiums Erkelenz. Ihr Stück führte ins Europa des Jahres 2050 – nicht als glattes Zukunftsversprechen, sondern als sorgfältig entwickeltes Szenario, in dem die Krisen der 2020er-Jahre zum Ausgangspunkt politischer Entscheidungen werden: mit moderner Bildung, funktionierender Kreislaufwirtschaft und dem Vertrauen in gemeinsames Handeln.
Der zweite Preis ging an Dilan Diana Celik, ehemalige Schülerin des Gymnasiums am Turmhof in Mechernich. Ihr Essay „Zwischen Ästen und Antennen“ wählte einen bewusst leisen Zugang zur Zukunft Europas. Aus der Erinnerung an eine selbstgebaute Kinderhöhle entwickelt sie ein Bild, das von Nähe, Vertrauen und gemeinsamen Erfahrungen lebt – ohne große Worte, aber mit klarem Blick für das, was verbindet.
Der dritte Preis ging ebenfalls nach Mechernich. Greta Schmitz und Kerstin Metzen wurden für ihren Podcast ausgezeichnet, der einen Tag im Europa des Jahres 2050 aus der Perspektive eines Kindes erzählt. Technik als Begleiter, Lernen an wechselnden Orten, Begegnungen über Ländergrenzen hinweg als selbstverständlicher Teil des Alltags – eine Zukunftserzählung, die nicht laut sein muss, um greifbar zu sein.
Hinzu kamen die Sonderpreise: ein internationales eTwinning-Projekt der Sekundarschule Kreuzau/Nideggen, das Zusammenarbeit über Länder hinweg im Alltag erlebbar macht; eine Bürgerbefragung des Cornelius-Burgh-Gymnasiums Erkelenz zum Thema Frieden, die sehr persönliche Antworten auf eine große Frage sammelt; sowie ein Podcast-Projekt des Ritzefeld-Gymnasiums Stolberg, das sich mit Journalismus und Medienkompetenz auseinandersetzt und bereits über die eigene Schule hinaus Wirkung entfaltet.
Der Nachmittag führte weiter auf die Pressetribüne des Plenarsaals und anschließend ins Haus der Europäischen Geschichte.
Als die Busse am Abend wieder Richtung Heimat aufbrachen, blieb hier mehr zurück als ein Programmpunkt. Dieser Tag hat gezeigt, wie viel Kraft entsteht, wenn junge Menschen Europa mit ihren eigenen Geschichten füllen. Und ja – ich war sehr stolz. Auf die Projekte, auf die Sorgfalt, auf die Ideen und Vorschläge, mit denen sie Europa ein Stück weitergedacht haben.
