Qu-Bär Klaus on Tour!

Manchmal beginnt Europa mit Papier, Stoff und einer guten Idee. Und mit Menschen, die sich Zeit nehmen.

Qu-Bär Klaus ist so entstanden – als Maskottchen für unseren Podcast Europa2Go. Über viele Wochen wurde begeistert gezeichnet, verworfen, neu angesetzt. Stoffe wurden ausgesucht, Formen ausprobiert, Augenfarben diskutiert. Und nach und nach begann Klaus, eine eigene Geschichte zu erzählen.

Der Text, der folgt, wurde von Lara Franken geschrieben. Sie war in Brüssel stellvertretend für das Kreativ-Team der Nordeifel-Werkstätten, das Klaus entworfen und gestaltet hat. Sie erzählt von diesem Weg, von der Übergabe im Europäischen Parlament und von einem Tag, der viel Freude gemacht hat:

Ein besonderer Tag in Brüssel im Europäischen Parlament

Es mag die Frage aufkommen, wie und warum die NE.W die Chance auf einen Tag im Europäischen Parlament hat.

Dazu eine kurze Vorgeschichte: Frau Verheyen suchte ein Maskottchen für ihren Podcast „Europa2Go - Frag deine Vizepräsidentin“. Also hat Frau Hoffmann, die Pressereferentin von Frau Verheyen, mit unserem Chef, Herrn Werner, Kontakt aufgenommen.

Herr Werner hat den Vorschlag dann mit Frau Hölbling geteilt, die diese Idee super fand und gleich mit dem Team im QuBi.Eifel gesprochen hat. Die frühere QuBi-Praktikantin Leopoldina Speth (jetzt Mitarbeiterin in Ülpenich, Halle 2) hat gemeinsam mit Alexandra B. den Entwurf gestaltet. Es gab viele Gespräche, wie Qu-Bär Klaus denn aussehen sollte. Dank Leopoldina hat unser Qu-Bär Klaus dann seine Form bekommen. Später wurde er gefüttert, zusammengenäht und fertiggestellt.

Wir sind alle stolz und zufrieden, wie er jetzt ist. Auch weil er, wie so viele von uns, ein Handicap hat. Er hat einen verkürzten Arm. Mit diesem Arm trägt er stolz die Europaflagge. Außerdem ist er mit einem Timer ausgerüstet. Er passt nun darauf auf, dass die Redezeit im Podcast eingehalten wird. Wenn diese vorbei ist, klingelt er und die Menschen müssen aufhören zu reden.

Der Gedanke von Qu-Bär Klaus ist, dass es jeder ins Parlament schaffen kann, auch wenn er ein Handicap hat.

Kommen wir auf unsere anfängliche Frage zurück: Wir haben einfach ein tolles Maskottchen gebastelt und wurden zum Dank dafür zur Übergabe ins Parlament eingeladen und durften ein Interview mit Frau Verheyen führen.

Wir, d.h. unser Chef Herr Werner, unsere Chefin Frau Hölbling, ich und Qu-Bär Klaus, wurden herzlich willkommen geheißen.

Frau Hoffmann hat unsere Führung geleitet. Dabei hat sie uns von den verschiedenen Ebenen im Parlamentsgebäude erzählt. Die wichtigste Ebene ist die Ebene 3. Sie ist komplett mit allen Gebäuden verbunden. Außerdem gibt es Ebenen für verschiedene Länder und ihre Sprachen. Im Verhandlungsraum gibt es mehrere Dolmetscher, weil es so viele verschiedene Sprachen im Parlament gibt.

Außerdem konnten wir einen Blick in zwei Sitzungssäle werfen, darunter auch den Plenarsaal.

Während unseres Besuches haben wir auch Fotos gemacht: z.B. von der Übergabe des Qu-Bären an Frau Verheyen. Er hat einen guten Platz dort gefunden. Alle waren sehr gespannt auf ihn und fanden ihn echt niedlich. Es kam sogar die Frage auf, ob wir nicht noch mehrere Qu-Bären herstellen könnten. Das hat uns sehr geschmeichelt.

Der Arbeitsalltag eines Politikers ist lang. Deswegen gibt es im Parlamentsgebäude Geschäfte wie einen kleinen Supermarkt, eine Sandwich-Bar, einen Bankschalter, einen Kiosk mit Postschalter und viele mehr. So sind die Politiker nicht an die öffentlichen Öffnungszeiten der Geschäfte außerhalb des Parlaments gebunden.

Nun zum Interview: Frau Verheyen hat ein beeindruckendes, breit gefächertes Fachwissen. Sie berichtete unter anderem von ihren Aufgaben im Parlament, aber auch von den Voraussetzungen, die man haben muss, um ein Praktikum dort zu absolvieren.

Sie erzählte uns ein wenig von ihrem Werdegang und ihren Aufgaben. Sie ist mittlerweile schon seit 16 Jahren im Europäischen Parlament tätig. Sie hat als normale Abgeordnete angefangen. Davor war sie in der Kommunalpolitik aktiv. In Aachen war sie außerdem zehn Jahre Bürgermeisterin. Frau Verheyen sagt selbst, dass die Arbeit im Parlament schon eine ganz andere Art ist. Denn sie arbeitet hier konkret an Gesetzestexten oder an Aktionen, die die Europäische Union aufgreifen soll.

Die Europäische Kommission macht die Vorschläge, und das Parlament und der Rat entscheiden gemeinsam über die Gesetzgebung. Das ist die Grundstruktur. Damit eine Mehrheit entsteht, müssen Kompromisse gefunden werden.

Die Ausschüsse prüfen die Vorschläge der Kommission und nehmen zu den Positionen des Rates Stellung. Anschließend stellen sie ihre Berichte im Plenum vor. Dort legt das Parlament seine Position fest. Danach beginnen die Verhandlungen zwischen Parlament und Rat, bis eine gemeinsame Fassung entsteht.

Man muss sich im Parlament sein eigenes Netzwerk aufbauen, um die Mehrheiten zusammenzubekommen. Das bedeutet, nicht nur mit den Leuten aus der eigenen Fraktion Kontakt zu halten, sondern auch mit Kollegen aus anderen Ausschüssen.  Diese kommen aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern. Natürlich möchte man die Leute für seine Position auf Dauer gewinnen und das dauert einige Zeit.

Frau Verheyen sagt dazu, dass die ersten zwei bis drei Jahre schon wirkliche Lehrjahre gewesen seien. Sie hat mit den anderen Koordinatoren der anderen Fraktionen gemeinsame Sitzungen.

Ihre ersten Jahre im Parlament waren von Krisen begleitet. Als sie im Jahr 2009 das erste Mal hineingewählt wurde, kam die Finanz- und Wirtschaftskrise. Bei der Wiederwahl im Jahr 2014 kam die Flüchtlingskrise. Im Jahr 2019 kam Corona.

Es folgten der Ukrainekrieg und der Gaza-Krieg. Die Wiederwahl von Trump führte zu einer schwierigeren transatlantischen Zusammenarbeit.

In der fünfjährigen Zeit als Vorsitzende des Kulturausschusses hat Frau Verheyen viel bewegen können: z.B. die finanzielle Ausstattung für Kulturprogramme wie Erasmus+ und Creative Europe deutlich verbessern können. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist außerdem die Medienpolitik, unter anderem hat sie das Europäische Medienfreiheitsgesetz federführend verhandelt.

Frau Verheyen ist mittlerweile Vizepräsidentin im Europäischen Parlament und hat viele Aufgaben. Das hat viel mit der inneren Arbeitsstruktur des Parlamentes zu tun und auch mit Personalentscheidungen in den Führungsebenen. Diese umfassen die ganze Verwaltung, die immerhin mehr als 1000 Leute beschäftigt. Frau Verheyen ist außerdem verantwortlich für das Budget des Parlaments und für den Bereich der Kommunikation.

Die Arbeitszeit von Frau Verheyen startet zwischen 8:30 und 8:45 Uhr und dauert meistens bis 19:30 Uhr. Sie arbeitet zum Teil sieben Tage pro Woche. Aber sie sagt auch, dass ihr die Arbeit immer noch unheimlich viel Spaß macht. Das liegt unter anderem daran, dass es immer wieder neue Themen gibt.

Es kam schon vor, dass Frau Verheyen bis mitten in die Nacht verhandelt hat - nämlich bis 3:30 Uhr.

Um bei Frau Verheyen ein Praktikum absolvieren zu dürfen, benötigt man ein Bachelorstudium in einem der letzten Semester. Alternativ gibt es sogenannte „Study-Visits“. Diese dauert bis zu sechs Wochen, und man erhält dort einen guten Blick hinter die Kulissen der Arbeit im Parlament.

Frau Verheyen kümmert sich auch um das Thema Inklusion im Europäischen Parlament. Es gibt mittlerweile bestimmte Vorgaben, wie man die Zugänglichkeit in einem Gebäude gestalten soll, damit Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen keine Probleme beim Zugang haben. Auch an andere beeinträchtigte Personen soll gedacht werden. So ist zum Beispiel Leichte Sprache wichtig. Diese wird auch für andere Menschen gebraucht, Menschen, die kein Handicap haben.

Die Frage kam auf, wie man auf europäischer Ebene darüber nachdenkt, einen Rahmen für ein inklusiv-durchdachtes Bildungssystem zu schaffen. Es gibt eine große Initiative, nämlich die European University Alliances. Dort sollen Universitäten miteinander kooperieren. Das läuft sehr gut. Das Problem ist aber, dass es zum Beispiel in Deutschland ein duales Ausbildungssystem gibt. Deswegen werden wir von vielen europäischen Ländern zwar beneidet, aber dennoch gibt es verschiedene Schulsysteme, die ein übergreifendes europäisches Konzept derzeit noch sehr schwierig machen. Wir haben auch über die Zertifikatslehrgänge gesprochen und dass wir darin eine große Chance für die berufliche Bildung von Menschen mit Handicap sehen.

Wir wurden auch eingeladen, im nächsten Jahr wiederzukommen, gerne auch mit mehr Menschen aus der NE.W.

Um es kurz zu fassen: Es war nicht nur für mich ein besonderer und informativer Tag. Es hat uns allen in Brüssel sehr, sehr gut gefallen.

Hiermit drücke ich ein dickes, fettes Dankeschön im Namen der NE. W aus, und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Lara Franken

(Bürogruppe QuBi.Eifel, NE.W)

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