Erasmus+ braucht Gegenseitigkeit – gut, dass Großbritannien zurückkehrt
Pressemeldung
Dass das Vereinigte Königreich ab 2027 wieder am europäischen Austauschprogramm Erasmus+ teilnehmen wird, ist eine gute Nachricht für junge Menschen in Europa. Sie zeigt, dass Zusammenarbeit im Bereich Jugend und Austausch auch nach schwierigen politischen Einschnitten wieder möglich ist.
„Ich war damals sehr enttäuscht, als sich Großbritannien kurz vor dem Austritt aus der Europäischen Union auch gegen die weitere Teilnahme an Erasmus+ entschieden hat“, sagt Sabine Verheyen, Erste Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. „In meiner Zeit als Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung habe ich unmittelbar erlebt, was das bedeutet hat: Erasmus-Aufenthalte waren nicht mehr selbstverständlich, viele junge Menschen mussten ihre Pläne neu ausrichten.“
Über viele Jahre hinweg hat Erasmus+ Begegnungen ermöglicht, die prägen. Junge Menschen konnten andere Länder kennenlernen, neue Perspektiven gewinnen und Erfahrungen sammeln, die oft lange nachwirken. Als diese Möglichkeiten wegfielen, war das auf beiden Seiten des Ärmelkanals spürbar – auch weil Programme ohne Gegenseitigkeit an Substanz verlieren.
Die Rückkehr des Vereinigten Königreichs zu Erasmus+ ist Teil der neuen strategischen Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich, die beim EU-UK-Gipfel im Mai 2025 vereinbart wurde. Junge Menschen und grenzüberschreitender Austausch gehören zu den ausdrücklich benannten Schwerpunkten dieser Zusammenarbeit.
„Heute überwiegt die Freude über die Rückkehr Großbritanniens zu Erasmus+“, so Verheyen weiter. „Studieren, lernen, Freundschaften schließen über Ländergrenzen hinweg – all das wird wieder einfacher.“ Gerade vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Spannungen gewinnt diese Entscheidung zusätzlich an Gewicht. Persönliche Begegnungen und gemeinsame Erfahrungen tragen dazu bei, Vertrauen zu erhalten und Verständigung möglich zu machen. „Ich freue mich darauf, dass wir künftig wieder gemeinsam mit Großbritannien Austauschprogramme gestalten können – für junge Menschen und für eine Zusammenarbeit, die wieder trägt“, betont Verheyen.
Hintergrund
Erasmus+ ist das Bildungs-, Jugend- und Sportprogramm der Europäischen Union. Es richtet sich an Studierende, Auszubildende, junge Menschen sowie an Personal aus den Bereichen Bildung, Jugend und Sport und fördert Studien- und Ausbildungsaufenthalte, Praktika sowie Austauschprojekte in ganz Europa.
Das Vereinigte Königreich war bis 2020 Teil von Erasmus+. Im letzten Programmlauf flossen rund 144 Millionen Euro EU-Fördermittel nach Großbritannien; insgesamt beteiligten sich rund 55.700 Menschen an Erasmus-Projekten. Davon gingen etwa 9.900 Studierende und Auszubildende aus dem Vereinigten Königreich ins europäische Ausland, während rund 16.100 Teilnehmende aus anderen europäischen Ländern für Studium oder Ausbildung nach Großbritannien kamen.
Nach dem Brexit verließ das Vereinigte Königreich Erasmus+ zu Beginn der Programmgeneration 2021–2027 und führte als Ersatz das nationale Turing Scheme ein, das Aufenthalte britischer Teilnehmender im Ausland unterstützt, jedoch nicht auf Gegenseitigkeit angelegt ist.
Auf Grundlage der neuen strategischen Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich wird Großbritannien dem Erasmus+-Programm ab Januar 2027 wieder als assoziierter Partner beitreten.
