Ein europäischer Campus wächst zusammen
Wenn Studierende aus dem Rheinland gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aus Paris, Warschau, Riga und Kopenhagen einen Studiengang absolvieren und am Ende einen europaweit anerkannten Abschluss in der Hand halten, wird greifbar, was die Europäischen Universitätsallianzen leisten.
Seit ihrem Start 2019 im Rahmen von Erasmus+ haben sich diese Partnerschaften im Turbo entwickelt: Heute sind mehr als 570 Hochschulen in 65 Allianzen vernetzt – über die Hälfte aller europäischen Studierenden profitiert bereits von diesem Erfolgsprojekt.
Europäische Forschungskooperation gibt es seit Jahrzehnten. Neu ist jedoch die Form: Universitäten arbeiten in festen Allianzen zusammen, entwickeln gemeinsam Studienpläne, öffnen Labore und Bibliotheken für Partnerhochschulen und machen Mobilität für Studierende und Forschende unkompliziert und selbstverständlich. Manche Allianzen, wie die 4EU+ oder Una Europa, verbinden traditionsreiche Forschungsuniversitäten, andere wie die European University of Technology bündeln technische Hochschulen, wieder andere setzen auf gesellschaftliche Innovation wie ENGAGE.EU. Alle zeigen: Europa lebt Kooperation nicht nur politisch, sondern auch im Alltag der Hochschulen.
Im Juni hat der Kulturausschuss des Europäischen Parlaments den Weg für eine neue Phase dieses Erfolgsprojekts freigemacht. Mit breiter Mehrheit wurde der Initiativbericht zu den Europäischen Universitäten angenommen. Er betont drei zentrale Punkte für die künftige Ausgestaltung: Die Allianzen brauchen verlässliche, langfristige Unterstützung, nicht nur kurzfristige Projektförderung, um stabile Strukturen entwickeln zu können. Sie sollen ihre Forschungsaktivitäten stärker mit der Lehre verknüpfen, um Europas Innovationskraft in Schlüsselbereichen wie Künstliche Intelligenz oder Quantencomputing zu sichern. Und gemeinsame Studienabschlüsse müssen in allen Mitgliedstaaten anerkannt werden, damit die Investition in Kooperation für Studierende und Universitäten gleichermaßen lohnt.
Dabei geht es nicht allein um Exzellenz und Wettbewerbsfähigkeit. In Zeiten, in denen die akademische Freiheit auch global unter Druck gerät, können die Allianzen ein europäisches Gegengewicht schaffen: Sie ziehen Talente an, verankern unsere Werte und sichern langfristig die Unabhängigkeit europäischer Hochschulen. Entscheidend ist daher, dass Programme wie Erasmus+ nicht verzettelt werden, sondern den Erfolg bestehender Allianzen verstärken und für ihre dauerhafte Finanzierung sorgen.
So wächst ein europäischer Campus heran, der Chancen eröffnet, die kein einzelnes Land allein bieten könnte: ein offener Raum für akademische Freiheit, Spitzenforschung und gemeinsame Standards. Mit diesem Bericht haben wir als Parlament unsere Erwartungen klar definiert. Nun sind wir gespannt auf den Vorschlag der Kommission.