„Der Himmel der Demokratie“ – Ein neuer Blick auf alte Werte
Demokratie lebt von denen, die sie gestalten. Doch wie nehmen wir die Räume wahr, in denen sie sich entfaltet? Die Ausstellung Der Himmel der Demokratie von Johannes Hauser, die ich kürzlich gemeinsam mit meiner Kollegin und Initiatorin der Ausstellung, Angelika Niebler, im Europäischen Parlament eröffnen durfte, lud dazu ein, genau diese Frage neu zu stellen.
Hausers Werke verändern unseren Blick auf bedeutende Orte der Demokratiegeschichte – vom Reichstag in Berlin über die Frankfurter Paulskirche bis hin zu den Plenarsälen des Europäischen Parlaments in Brüssel und Straßburg. Seine Fotografien durchbrechen gewohnte Perspektiven und eröffnen neue Dimensionen. Seit über zehn Jahren erweitert er seine Serie in der Serie – mittlerweile umfasst sie rund 300 Bilder aus Städten wie Hongkong, New York und Tokio.
Die Brüsseler Ausstellung zeigt neben den Werken zur Demokratiegeschichte auch Fotografien der Kocatepe-Moschee in Ingolstadt, der Nikolaikirche in Leipzig und – für mich als Aachenerin eine ganz besondere Freude – eine beeindruckende Aufnahme der Kuppel des Aachener Doms. Sie verbindet für mich die nationale mit der europäischen Dimension der Demokratie und steht symbolisch für das Wertefundament, auf dem die europäische Idee ruht.
Besonders faszinierend ist Hausers Arbeitsweise: Monate verbringt er mit der Suche nach der perfekten Perspektive, dem richtigen Lichteinfall und Bildausschnitten, die nicht nur verblüffen, sondern eine tiefere Botschaft transportieren. Die entstehenden kreisrunden Bilder haben eine fast magische Sogwirkung – als würde man direkt in den Raum hineingezogen und könnte plötzlich neue Zusammenhänge erkennen.
Diese Kunst führt uns zu einer zentralen Frage: Wie nehmen wir Demokratie wahr? Im digitalen Zeitalter verändern sich Informationsflüsse, Debattenkulturen und politische Entscheidungsprozesse rasant. Algorithmen bestimmen, welche Nachrichten wir sehen, und soziale Medien formen unsere politische Realität. Hausers Werke erinnern uns daran, dass Wahrnehmung nie objektiv ist – weder in der Kunst noch in der Demokratie.
Die Ausstellung war deshalb weit mehr als eine künstlerische Präsentation. Sie war eine Einladung zur Reflexion: Was bedeutet Demokratie heute? Welche Herausforderungen stehen bevor? Und wie können wir sie aktiv mitgestalten? Hausers Bilder machen eines deutlich: Demokratie ist nicht nur ein System – sie ist eine Frage des Blickwinkels. Und manchmal hilft es, die Perspektive zu wechseln, um ihren wahren Wert neu zu erkennen.